Wenn wir im Sommer mit unserem Hund durch die Gegend streifen denken wir an nichts Böses. Wir wollen einfach nur Spaß haben und uns freuen, dass der andere da ist. Und doch lauert unterwegs einiges an Gefahren. Eine davon ist der Eichenprozessionsspinner. Und es ist gut zu wissen, was einen da erwarten kann.
Eichenprozessionsspinner – Gefahr für den Hund und den Mensch
Der Eichenprozessionsspinner wäre eigentlich ein ganz harmloses Tierchen, wären da nicht die Brennhaare, in die sich die Raupen hüllen und die ein sehr potentes Nesselgift enthalten, das den Tieren zur Feindabwehr dient und bei den Feinden zumindest eine unangenehme Raupendermatitis auslöst. Dabei ist es egal, welcher Spezies man angehört. Der Eichenprozessionsspinner möchte nämlich von niemandem gefressen werden.
Die Gefahr besteht leider nicht nur bei direktem Kontakt, wenn die Raupen ihre Brennhaare aktiv abschießen. Die Brennhaare werden auch vom Wind über weite Strecken verteilt und bleiben noch gefährlich, wenn der Falter längst das Zeitliche gesegnet hat.
Eichenprozessionsspinner – Lebensgefahr für den Hund
Zunächst meint man, Hunde wären durch ihr Fell vor den Attacken der Raupen geschützt. Das stimmt, aber wenn die Fellnase auf die Idee kommt, die Brennhaare aus dem Fell zu schlecken oder direkt eine Raupe beschnüffelt oder gar aufnimmt, schlägt die Giftkraft mit voller Wucht zu. Dann trifft es vor allem die Schleimhäute und Zunge und die sind besonders empfindlich.
Was ist ein Eichenprozessionsspinner – wie sieht die Raupe aus ?
Der Eichenprozessionsspinner ist ein unscheinbarer, graubrauner Nachtfalter. Für einen Nachtfalter ist er mit 2,4 – 3,4 cm Flügelspannweite erstaunlich groß. Aber da er als nachtaktiver Schmetterling im Dunkeln unterwegs ist, bekommen wir ihn, zumindest im Erwachsenenstadium, selten zu Gesicht.
Die Raupen tragen auf den Rücken einen dunklen Streifen aus samtartig behaarten Segmenten, der von winzigen rotbraunen Warzen gesäumt ist, die lange Haare tragen. Die Raupen sind in jedem Entwicklungsstadium dicht behaart. Oft erkennt man sie auch an ihrer Art sich fortzubewegen, nämlich in Kolonnen. Die Raupen bauen auch große, auffällige Nester am Stamm oder in Astgabeln. Dorthin ziehen sie sich tagsüber und zur Häutung zurück.
Ab dem dritten Larvenstadium entwickeln sich Brennhaare mit Widerhaken, die das gefürchtete Nesselgift enthalten.
Der Lebenszyklus des Eichenprozessionsspinners
Die Falter schwärmen im Juli und August, teilweise auch bis in den September. Die Weibchen legen dann bis zu 200 Eier an jungen Zweigen im oberen Kronenbereich der Bäume ab. Schon im Herbst entwickeln sich Jungraupen, die in der Eihülle überwintern und dann im Mai und April schlüpfen.
Die Raupen wandern dann in den für sie typischen Prozessionen, die der Art ihren Namen verliehen haben, vom Nest zu den jungen grünen Blättern, an denen sie sich abends vollfressen. Eine solche Prozession kann bis zu zehn Meter lang sein. Es wandern auch Raupen nebeneinander.
Insgesamt durchlaufen die Raupen sechs Entwicklungsstadien. Kurz vor der Verpuppung zum Ende des letzten Larvenstadiums erreichen die Raupen eine Länge von bis zu vier Zentimeter. In der zweiten Junihälfte verpuppen sie sich und schlüpfen nach drei bis fünf Wochen Puppenruhe.
Wo tritt der Eichenprozessionsspinner auf ?
Der Eichen-Prozessionsspinner ist ein Insekt, das im offenen Land lebt. Er bevorzugt warme, trockene Regionen. Er befällt in erster Linie alle Arten von Eichen und bevorzugt ältere, einzeln stehende Bäume, lichte Wälder oder am Waldrand stehende Bäume. Am Waldrand lässt er sich gerne an der sonnigen Südseite nieder. Wenn es in trockenen Jahren zu Massenvermehrungen kommt ist, er nicht mehr so wählerisch und nimmt auch jüngere Bäume, besiedelt dichteres Waldgebiet oder weicht auf andere Arten, etwa die Hainbuche aus.
Der Eichenprozessionsspinner ist eine einheimische Art, die in unseren Breiten seit knapp zweihundert Jahren vorkommt. Über ein Jahrhundert wurde er kaum gesichtet, seit er Jahrtausendwende kommt er wieder häufiger vor. Dazu kommt, dass sich Unterarten aus dem Mittelmeerraum vermehrt in unseren Breiten ansiedeln.
Was ist so gefährlich am Eichenprozessionsspinner für den Hund ?
Der Eichenprozessionsspinner ist wegen der Brennhaare seiner Raupen so gefürchtet. Die Raupe kann die Brennhaare bei Gefahr abschießen um Fressfeinde abzuwehren. Bis zu drei Meter weit kann so ein Nesselhaar fliegen und setzt sich dann mit seinen Widerhaken in der Haut oder dem Fell seines Opfers fest. Die Härchen enthalten einen Cocktail aus verschiedenen Nesselgiften, allen voran Thaumetopoein. Thaumetopoein ist ein Protein, das die Freisetzung von Histamin veranlasst und dadurch allergische und neurotoxische Reaktionen auslöst.
Zunächst erfolgt die Reaktion nur örtlich mit Brennen, Juckreiz, Rötungen und Quaddeln. Aber je nach individueller Verfassung des Hundes, kann auch der gesamte Organismus betroffen sein. Das hängt zum einen von der Dosis und zum anderen der Stärke der Immunreaktion ab.
Oft kommend die herumfliegenden Nesselhaare auch mit Schleimhäuten in Kontakt. Und auch dort können sie heftige allergische Reaktionen und Entzündungen hervorrufen.
Die Gefahr durch den Eichen-Prozessionsspinner besteht eigentlich immer und überall, denn die Brennhaare werden nicht nur zur Feindabwehr abgeschossen sondern lösen sich auch leicht von der Oberfläche und werden vom Wind über mehrere hundert Meter transportiert. Und als wäre das alleine noch nicht fies genug, bleiben die Brennhaare an den von den Raupen abgelegten Häuten noch lange aktiv.
Ist der Eichenprozessionsspinner auch im Winter eine Gefahr für den Hund?
Eichen-Prozessionsspinner haben im Frühling und Sommer Hochsaison. Man darf aber nicht glauben, dass nach dem Schwärmern der Falter die Luft wieder rein ist. Die Brennhaare bleiben auch nach dem Häuten noch gefährlich. Die abgelegten Häute befinden sich oft in den Nestern, die den Raupen während ihrer Entwicklung als Zuflucht dienten.
Durch Kälte und Nässe zerfallen die Nester und stürzen auf den Boden. Dann sind sie nur noch schwer zu erkennen. In der Nähe von Eichen sollte man also besser das ganze Jahr über vorsichtig sein.
Wie kommen Hunde mit dem Eichenprozessionsspinner in Kontakt?
Das Fell schützt Hunde zunächst vor den Symptomen auf der Haut. Durch die Art und Weise wie sie sich fortbewegen, mit dem Kopf dicht am Boden, neugierig schnuppernd und stöbernd, laufen sie aber Gefahr, mit Mund, Nase und Augen in Kontakt mit den Nesselhaaren zu kommen. Die Bindehäute der Augen und Schleimhäute im Mund- und Rachenraum sind daher die Hauptangriffspunkte der Gifte und die Symptome viel schwerwiegender.
Was passiert wenn mein Hund mit den Brennhaaren des Eichenprozessionsspinner in Kontakt kommt?
Je nachdem, was der Hund mit der Raupe des Eichenprozessionsspinners angestellt hat, erwarten ihn unterschiedliche Probleme. Wenn er daran geschnuppert hat, können die Atemwege als Reaktion auf das Gift lebensbedrohlich anschwellen. Auch die Bindehäute der Augen reagieren mit heftigen, entzündlichen Reaktionen. An allen Schleimhäuten des Körpers können allergische Reaktionen auftreten.
Kontakte mit der Haut führen meist zu Juckreiz, Rötungen, Quaddeln oder Knötchen oder Eiterbläschen.
Wenn die Brennhaare aber eingeatmet werden können sie die Mund- und Nasenschleimhaut reizen und zu Schwindel, Fieber, Erbrechen, Mattheit, Augenreizungen und geschwollenen Lidern führen.
Mein Hund hat einen Eichenprozessionsspinner gefressen – was tun?
Wenn ein Hund eine Raupe sogar verschluckt, kann das zu starken Entzündungen und Verätzungen im Rachenraum und auf der Zunge führen. Zwangsweise ist es auch zu einem intensiven Kontakt zwischen den Brennhaaren und der Schleimhaut der Speiseröhre gekommen, was Schwellungen und entzündliche Reaktionen nach sich ziehen kann. Im Magen droht dann auch noch eine Magenschleimhautentzündung durch das Nesselgift.
Erste Hilfe in diesem Fall wäre :
- den Hund nicht zum Erbrechen bringen
- sofort zum Tierarzt
- nehmt eine Begleitperson mit, die unterwegs dafür sorgen kann, dass die Atemwege frei bleiben
Eichenprozessionsspinner – Symptome beim Hund
- Die Bandbreite der Symptome, die ein Hund nach Kontakt mit einem Eichenprozessionsspinner zeigt, ist sehr groß. Von ein paar lokal begrenzten Pusteln bis zum anaphylaktischen Schock ist alles möglich.
Hunde zeigen oft eine typische allergische Reaktion der Haut im Kopfbereich, vor allem dort, wo das schützende Fell fehlt oder nur sehr dünn ist. - Besonders um Augen und Schnauze und auf dem Nasenrücken schwillt das Gewebe der Haut massiv – und auch sehr schnell – an.
- Der Kontakt des Giftes mit den Bindehäuten resultiert typischerweise in einer stark juckenden Bindehautentzündung.
- Durch Ablecken oder Einatmen gelangen die Raupenhaare in die Atemwege und die Speiseröhre, wo sie heftige, allergische und entzündliche Reaktionen auslösen können. Schwellungen der Zunge und im Rachenbereich können können lebensbedrohliche Ausmaße annehmen. Unter Umständen bleiben massive Schäden an der Zunge oder Mundschleimhaut zurück.
- In den Atemwegen können die Brennhaare schweres Asthma oder Bronchitis auslösen.
- Begleitet wird das Ganze oft von systemischen Symptomen wie Fieber, Erbrechen und Lethargie.
- Auch heftiges Speicheln nach dem Spaziergang ist ein Indiz für einen Kontakt mit dem Eichenprozessionsspinner.
Erste Hilfe beim Kontakt mit dem Eichenprozessionsspinner für den Hund
Die giftigen Raupenhaare müssen so schnell wie möglich und nahezu vollständig entfernt werden. Verschiedene Tricks helfen, das Fell zu reinigen:
- Das Fell gründlich mit warmem Wasser ausspülen
- vorsichtig mit dem Staubsauger die Haare aufsaugen
- versuchen, die Haare mit einem Klebeband aufzunehmen
ℹ️ Dabei bitte zum Schutz der eigenen Gesundheit Handschuhe und Mundschutz tragen.
- Schwellungen im Hals und Rachen müssen von außen mit Eis gekühlt werden. Dazu viel frisches, kaltes Wasser anbieten, für ausreichend Luftzufuhr achten und den Hund sonst nicht bedrängen.
- Wenn der Hund deutliche Anzeichen von Unwohlsein zeigt, sollte man mit dem Besuch beim Tierarzt nicht zögern. Dort wird der Hund eventuell eine Kortisonbehandlung oder Infusionstherapie erhalten.
Behandlung und Therapie
Im Anschluss an Erste Hilfe Maßnahmen muss der Hund auf jeden Fall genau beobachtet werden, ob sich irgendwelche Anzeichen von Krankheit, wie Fieber, starker Speichelfluss, Unruhe, oder irgendetwas Ungewöhnliches zeigt. Dann ist ein Besuch beim Tierarzt nicht zu vermeiden.
In sehr schlimmen Fällen sollte man unverzüglich einen Arzt aufsuchen. Neben der Medikation mit Kortison sind oft Maßnahmen nötig, die ohne Narkose zu Hause unmöglich sind, zum Beispiel das gründliche Ausspülen das Rachenraumes.
Wie sieht der Ausschlag beim Hund nach dem Kontakt mit dem Eichenprozessionsspinner aus ?
Eine typische Raupendermatitis bekommt der Hund nur an Stellen, an denen das Fell nicht genügend Schutz bietet: Am Kopf, um die Augen, an der Schnauze. Das Gewebe schwillt an, es bilden sich Pusteln, die blutgefüllt sein können, eventuell fallen die Haare aus. Nach ein paar Tagen klingt die Entzündung ab und hinterlässt eine kahle Stelle.
Kann die Zunge beim Kontakt mit dem Eichenprozessionsspinner absterben ?
Die Zunge ist ein von Schleimhaut überzogener Muskel und Schleimhäute sind durch den Eichenprozessionsspinner besonders gefährdet. Das Nesselgift kann auf der Schleimhaut schwere Schäden anrichten, unter Umständen muss abgestorbenes Geweben entfernt werden. Auch Teilamputationen sind nicht ausgeschlossen.
Werden die Augen beim Kontakt mit dem Eichenprozessionsspinners gereizt?
Kommen die Bindehäute der Augen, die nichts anderes als eine Schleimhaut sind, mit dem Eichenprozessionsspinner in Kontakt, zieht das eine Bindehautentzündung, mit geröteten Augen, Juckreiz und geschwollenen Lidern nach sich. Besonders schlimm wird es, wenn man den Hund nicht rechtzeitig daran hindert, dem Juckreiz nachzugeben und sich ausgiebig zu kratzen. Dann kann es noch zu weiteren Infektionen der verletzten Hautpartien kommen.
Was passiert beim Kontakt des Eichenprozessionsspinners mit den Pfoten des Hundes?
Die Pfoten stellen durchaus eine potentielle Kontaktstelle mit dem Nesselgift dar. Die Brennhaare verfügen über Widerhaken, mit denen sie sich zunächst mechanisch am bzw. im Gewebe festsetzen. Bei kleinsten Verletzungen an den Pfoten, die Hunde wohl öfter mal haben, kann es passieren, dass das Gift in den Körper gelangt. Solche Verletzungen sieht man mit dem bloßen Auge nicht, man bemerkt sie aber wenn Hundepfoten im Winter mit Streusalz Kontakt haben. Das brennt.
Kann die Nase vom Hund durch den Kontakt mit dem Eichenprozessionsspinner verätzt werden?
Wenn die Brennhaare in die Nase gelangen, schwillt das Gewebe an. Es kann zu schweren entzündlichen Reaktionen der Schleimhäute kommen, die bis zum Ersticken führen können.
Fazit !
Ganz vermeiden kann man die Gefahr, die vom Eichenprozessionsspinner ausgeht, nicht. Aber wenn man zumindest weiß, wo sie lauert, kann man ihr aus dem Weg gehen. Und wenn man weiß, was zu tun ist, wenn das nicht geklappt hat, kann man das Schlimmste immer noch verhindern.